Wie jede Prüfung hat auch die EQE ist meines Erachtens nur sehr bedingt etwas mit der Praxis eines europäischen Patentanwalts zu tun. Das liegt vor allem in der speziellen Prüfungssituations selbst: Begrenzte Zeit, begrenzte Informationen, begrenzte Hilfsmittel, etc.
Daher muss man sich von Anfang an klar machen, dass man eine Prüfung bestehen will und daher nach deren spezifischen Regeln die Aufgaben lösen muss!
Im Grunde ist es ähnlich wie bei der Führerscheinprüfung. Hand aufs Herz: Wer fährt heute noch so, wie es damals bei der Führerscheinprüfung verlangt war?
Dennoch bin ich überzeugt, dass der Großteil von uns heute ein umsichtigerer und sichererer Fahrer ist, als damals als Fahranfänger, oder?
Nun, bei der EQE verhält sich das ähnlich. Es bedeutet z.B. in Teil A, dass wir 70-80% der Zeit auf das Verfassen eines Patentanspruchssatzes verwenden, der unbedingt erteilbar, also klar, neu und erfinderisch sein muss. Die verbleibenden 20-30% der Zeit entfallen dann auf den Rest, wie z.B. die Ausarbeitung einer guten Beschreibung.
Das bedeutet z.B. in Teil B, dass wir nach spezifischen Schlüsselworten suchen, die uns Hinweise darauf geben, welcher Gegenstand noch nicht vom Stand der Technik vorweg genommen wurde.
Das bedeutet z.B. für Teil C, dass wir ein automatisiertes Verfahren anwenden, welches in der Praxis so gut wie nie funktionieren würde, aber in der Prüfung überlebenswichtig ist, um in der Zeit möglichst viele Punkte einzusammeln.
Das bedeutet in Teil D, dass wir Fragen mit einer ganz bestimmten Technik beantworten, so dass wir auch hier möglichst viele (Teil-)punkte bekommen.
Und das bedeutet insgesamt, dass wir unsere Einstellung zur Prüfung überdenken: Weder sollten wir die Prüfung „überakademisieren“, noch dürfen wir sie zu locker nehmen!