Welcher Lerntyp bin ich?

Es gibt viele unterschiedliche Persönlichkeiten. Daraus resultieren natürlich auch unterschiedliche Lernpersönlichkeiten.

Der Eine lernt gerne als stiller Autodidakt im abgeschlossenen Kämmerlein, der Andere braucht den ständigen Dialog mit Gleichgesinnten, der Dritte benötigt eine regelmäßige Anleitung durch gute Lehrer und Mentoren.

Manche lernen schnell mittels Texten, andere brauchen audio-visuelle Stimulation und andere Lerngruppen und sozialen Kontakt.

Da dies unzweifelhaft so ist, wäre es da nicht ein guter Gedanke, wenn Du Dich mal intensiver damit beschäftigen würdest, welcher Lerntyp Du eigentlich bist.

Es gibt viel Literatur zu diesem Thema und ich möchte auch nicht verschweigen, dass das Thema unter Psychologen recht umstritten ist. Während manche solche Persönlichkeitstests grundsätzlich ablehnen, halten andere diese Tests für ein wirksames Mittel um sich besser zu verstehen.

Ich als Laie habe für mich mitgenommen, dass man bei solchen Typenbestimmungen natürlich nicht in ein „Schwarz-Weiß“-Denken verfallen darf und jeder Mensch sicherlich in verschiedenen Situationen unterschiedliche Persönlichkeitscharakteristika zeigen wird, dennoch haben mir diese Tests geholfen meine eigene Persönlichkeit besser einzuschätzen und anhand der Stärken und Schwächen nicht nur mein Lernverhalten zu verbessern.

Doch ich will mich nicht weiter mit Theorie aufhalten, wer hier mehr in die Tiefe gehen will kann das gerne im Internet und der einschlägigen Literatur tun.

Ich will hier viel eher einen pragmatischen Ansatz beschreiben, wie Du mit wenigen Schritten Deinen (wahrscheinlichen) Lerntypus identifizieren kannst.

Schritt 1: MBTI-Persönlichkeitstest

Als Ausgangspunkt solltest Du einen MBTI-Test machen, wie er z.B. hier kostenlos angeboten wird. MBTI steht für Myers-Briggs-Typenindikator und ist vor allem im anglo-amerikanischen Raum sehr viel bekannter als bei uns. Es ist ein Instrument, mit dessen Hilfe die von Carl Gustav Jung entwickelten psychologischen Typen erfasst werden sollen.

Ich gebe zu, die Gültigkeit und Verlässlichkeit wird in der wissenschaftlichen Psychologie angezweifelt, allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei ehrlichen Antworten und einer guten Fähigkeit zur Selbsteinschätzung ganz brauchbare Ergebnisse dabei herauskommen können.

Beim MBTI werden im Grunde vier Indikatoren mit jeweils zwei Präferenzen assoziiert und daraus einer von 16 möglichen Typen konstruiert. Dabei werden die 8 Präferenzen mit Großbuchstaben abgekürzt, die sich aus den englischen Bezeichnungen ableiten.

Die Indikatoren, Präferenzen (in runden Klammern) und der Ein-Buchstabencode (in eckigen Klammern) sind:

  • Motivation (Außenorientiert [E] vs. Innenorientiert [I])
  • Aufmerksamkeit (Intuition [N] vs. Sensorik [S])
  • Entscheidung (Denken [T] vs. Fühlen [F])
  • Lebensstil (Wahrnehmung [P] vs. Beurteilung [J])

Bei diesen Indikatoren und Präferenzen gibt es kein „Gut“ oder „Schlecht“, sondern eher Stärken und Schwächen bzw. Vorlieben und Abneigungen.

Ein außenorientierter Mensch ist z.B. kontaktfreudiger und breiter interessiert, ein innenorientierter Mensch konzentrierter und intensiver.

Natürlich ist kein Mensch z.B. ein reiner „Logiker“ (INTP) oder ein reiner „Unterhalter“ (ESFP). Allerdings wird kaum einer anzweifeln wollen, dass es durchaus Personen gibt, die z.B. immer den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit suchen, während andere ganz zufrieden sind, wenn sie für sich bleiben können.

Schritt 2: Übertragung von MBTI-Typen auf Lerntypen

A. Indikator „Motivation“

Außenorientiert [E]

Innenorientiert [I]

  • Aktive Lernmethoden werden angewandt, wie z.B. Debatten, Gruppendiskussionen, Brainstorming.
  • Präsentation durch des Materials durch Dritte
  • Suche Dir praktische Beispiele und versuche von da ausgehend die Lösung zu entwickeln.
  • Es ist gut jede Lerneinheit mit einer aktiven Tätigkeit zu beginnen und sich später theoretischen Grundkonzepte zuzuwenden.
  • Aktive Beschäftigung mit einem Thema , darüber Reden und anderen Inhalte erklären hilft Dir Neues zu lernen.
  • Von anderen unabhängige Arbeit mit dem Studienmaterial.
  • Selbststudium
  • Regelmäßige Eigenreflektion des Materials
  • Am Anfang möchtest Du neue Probleme in Ruhe durchdenken.
  • Nach dem Verständnis solltest Du versuchen die neuen Erkenntnisse in praktischen Übungen anzuwenden.
  • Zuhören und Mitschreiben hilft Neues zu lernen.

 

B. Indikator „Aufmerksamkeit“

Intuition [N]

Sensorik [S]

  • Präsentation des Materials durch verschiedene Blickwinkel und mittels verschiedener Medien
  • „Entdeckendes“ Lernen
  • Entwickeln und verstehen zugrunde liegender Theorien
  • Neues und Anspruchsvolles reizt Dich
  • Lernen in Metaphern hilft
  • Memotechniken anhand von bekannten Wegstationen hilft
  • Lineare, organisierte und gut strukturierte Lernmethoden
  • Ausgangspunkt sollte ein bekanntes Problem sein, von dem schrittweise die neue Problemlösung erarbeitet wird.
  • Aufeinander logisch aufbauende Übungen mit regelmäßigen Wiederholungen halten Dich motiviert.
  • Anwendungen von bekannten Stoffen auf praktische Beispiele wirken motivierend.
  • Ein detaillierter Zeitplan, der Dich Schritt für Schritt zur Prüfung bringt hilft Dir in der Regel.

C. Indikator „Entscheidung“

Denken [T]

Fühlen [F]

  • Klare definierte, objektive Lernziele
  • Problemlösung: Ausgangspunkt -> Weg -> Ergebnis
  • Erstellen von Lernplänen hilft: Alle Punkte identifizieren, die unklar sind und von dort den Lernplan entwickeln
  • Die Kenntnis von Lernlücken stärkt die Motivation
  • Fokus auf „harmonischen“ Lösungen, was ist für alle Beteiligten die beste Lösung?
  • Problemlösung: Ergebnis -> Weg -> Ausgangsstellung
  • Zeitplan von hinten nach vorne erstellen und Teilziele festlegen
  • Ablenkung durch die Bedürfnisse anderer Lernteilnehmer in Tempo und Inhalt vermeiden

D. Indikator „Lebensstil“

Wahrnehmung [P] Beurteilung [J]
  • Das Lernmaterial muss konkrete, lebensechte Beispiele enthalten
  • „Führung von Außen“, durch z.B. Kurse oder Schulungen sinnvoll
  • Lernmaterial spricht Neugier an
  • Lerntempo und Aufgaben sind abwechslungsreich, manchmal fast sprunghaft und werden immer wieder angepasst
  • Anfällig gegen Prokrastination
  • Aufschlüsselung von komplexen Problemen in Teilaufgaben hilft
  • 10-Minuten-Trick um Anfangsschwierigkeiten zu überwinden
  • Variable Wochen- und Tagesziele mittels Klebezettelchen sind besser geeignet als starre Checklisten.
  • Gute Eigenplanung
  • Selbst erstellte Checklisten
  • Selbst erstellte Tageslernpläne (die auch eingehalten werden)
  • Gut darin in Farbmarkierungstechniken wichtige Inhalte festzuhalten
  • Gut in Zusammenfassungen von Textinhalten
  • Das Abhaken oder Durchstreichen von Teilzielen motiviert

Schritt 3: Umsetzung in einen konkreten Lernplan

Ausgehend von den Tipps in der Tabelle besteht nun die Herausforderung an Dich daraus einen konkreten Lernplan zu erarbeiten bzw. die richtige Lernatmosphäre zu schaffen.

Hierzu nur ein paar Denkanstöße, sicherlich wirst Du selbst recht schnell den idealen Weg für Dich finden:

  • Wer eher durch praktische Beispiele lernt, wird viele Entscheidungen lesen und alte Aufgaben lösen.
  • Wer eher durch theoretische Grundlagen lernt, der wird vor allem zuerst die Gesetzestexte lesen und mit Hilfe der Kommentare zu verstehen versuchen.
  • Wer viel Interaktion und mündlichen Austausch braucht, wählt früh eine Lerngruppe und bucht rechtzeitig entsprechende Kurse.
  • Wer gerne für sich erst einmal einen neuen Stoff erschließt, der wählt für sich erst einmal einen stillen Lernraum und bucht mögliche Vorbereitungskurse eher am Ende, wenn es darum geht das Erlernte zu überprüfen und anzuwenden.
  • Wer sich gut an eigene to do-Listen hält, der stellt diese auf und motiviert sich indem er Erledigtes abhaken kann.
  • Wer eher flexibel lernen will, der hält seinen Lernplan eher mittels flexiblen Zwischenzielen fest und baut sich „externe Kontrollstationen“ in seinen Lernplan ein (z.B. ein regelmäßiges Treffen mit einer Lerngruppe, einem Tutor oder einem fest gebuchten Kurs).

Die Folge als Podcast:

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