Wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe, müssen alle Prüfungen handschriftlich gelöst werden. Zwar ist das Ausschneiden und Aufkleben von Text-Passagen erlaubt (und unter gewissen Umständen zum Zeitsparen sogar empfohlen, siehe z.B. Teil B), dennoch wird ein Großteil der Arbeit handschriftlich erledigt. Wer hier nicht aufpasst kann allein schon aufgrund unleserlicher Handschrift wertvolle Punkte verschenken. Daher ist ein richtiges Schreibgerät und eine gute Schreibtechnik unbedingt wichtig.
In der heutigen Zeit, in der die meisten von uns per Tastatur oder sogar per Diktiergerät bzw. Diktiersoftware ihre Texte erstellen, bringt das handschriftliche Schreiben zahlreiche Probleme mit sich:
1. Unleserliche Handschrift
Der Text, den der Prüfling in der EQE erstellt, wird von mindestens zwei Korrektoren gelesen. Die Chance ist dabei hoch, dass der Prüfer kein Muttersprachler für Deutsch ist. Das heißt, er muss nicht nur mit der Handschrift des Prüflings kämpfen, sondern evtl. auch noch mit sprachlichen Hürden.
Gleichzeitig sorgen der Zeitstress und Ermüdungserscheinungen gerade zum Ende der Prüfung dafür, dass die Handschrift noch unleserlicher wird. Wenn dann noch Fehler in Grammatik und Rechtschreibung hinzukommen, kann man sich ausrechnen, dass hier eine große Gefahr droht wichtige Punkte auf der Strecke zu lassen, nur weil der Prüfer die – möglicherweise richtigen – Argumente einfach nicht mehr entziffern kann.
Wer sich unsicher ist, ob seine Handschrift leserlich ist, kann ja seine Übungsklausuren mal einem Freund oder Freundin geben und um deren Meinung bezüglich der Lesbarkeit bitten.
Wer in einer Lerngruppe lernt, ist gut beraten ein oder zwei Klausuren (am besten diejenigen, die unter „Realbedingungen“ angefertigt wurden) gegenseitig zu korrigieren und neben den inhaltlichen Punkten auch auf die Lesbarkeit zu achten.
Be denen, die wie ich eher zu einer schlecht lesebaren Handschrift neigen, hilft nur nur üben, üben, üben.
Ich empfehle auch sich möglichst früh Papier zu verschaffen, welches dem Prüfungspapier ähnelt (hier) und alle Übungsklausuren etc. auf diesem Papier und mit dem richtigen Stift anzufertigen.
Zur Verbesserung der Handschrift gibt es übrigens inzwischen zahlreiche Bücher und Anleitungen, wie z.B. dieses hier: Handschrift-Trainer: Locker, flüssig und lesbar schreiben
2. Physische Belastung der Hand
Neben der Handschrift ist auch die allgemeine physische Belastung der Hand nicht zu unterschätzen. Selbst wenn die eigene Handschrift normalerweise leserlich ist, können Krämpfe, Sehnenscheidenentzündungen und andere Ermüdungserscheinungen ihren Tribut fordern und schlimmstenfalls dazu führen, dass man seine Gedanken nicht mehr richtig auf das Papier bekommt.
Wer die EQE noch nicht mitgemacht hat, wird vielleicht über diesen Punkt lächeln, aber gerade wenn man alle vier Teile auf einmal schreibt, ist die Belastung für eine untrainierte Hand nicht zu unterschätzen. Kaum einer von uns ist es noch gewöhnt 50 – 100 handgeschriebene Seiten in drei Tagen zu produzieren.
Es ist daher unabdingbar, neben dem Üben der Handschrift, auch auf eine gute Handhaltung beim Schreiben zu achten. Das bedeutet, dass man das Handgelenk gerade halten und über dem Papier „schweben“ lassen sollte. Auf keinen Fall sollte die Hand abgelegt werden und „mit den Fingern“ geschrieben werden.
Weiterhin ist es notwendig, dass man neben der Übung auch das richtige Schreibgerät einsetzt.
In Foren und im Gespräch mit anderen Teilnehmern habe ich hier verschiedene Strategien gelesen bzw. gehört.
Häufig wird empfohlen Stifte mit verschiedenem Durchmesser und Schreibgefühl zu verwenden, um regelmäßig die Haltung wechseln zu können. Bei der Art der zu verwendenden Stifte gehen aber die Meinungen weit auseinander.
So schwören manche auf Füller. Das ist vor allem dann eine Option wenn der Füller gut eingeschrieben ist und man auch im normalen Berufsleben häufiger mit Füller arbeitet. Allerdings muss man sicherstellen, dass der Füller nicht zu sehr schmiert bzw. die Linie auf dem Prüfungspapier zu sehr ausfranzt. Außerdem muss man darauf achten, dass die Tintenpatrone möglichst schnell und unkompliziert ausgetauscht werden kann.
Denn eines ist sicher: In der Prüfung wird mindestens einmal die Patrone leer sein. Daher sollte man vor allem um klassische Füller, die man noch mittels Tintenfass auffüllen muss, einen großen Bogen machen.
Von Bleistiften ist insoweit abzuraten, da diese nicht als „Dokumentenecht“ gelten und daher nicht zum Schreiben der eigentlichen Prüfungantworten eingesetzt werden sollen. Allerdings kann man natürlich Bleistifte für Markierungen einsetzen die in der endgültigen Fassung nicht mehr sichtbar sein sollen.
Auch Kugelschreiber sind mit Vorsicht zu genießen, da sie häufig zum Schmieren neigen. Außerdem ist das Schreibgefühl bei Kugelschreibern nicht jedermanns Sache.
Ich persönlich habe folgende zwei Stifte verwendet:
Der EASY original fühlt sich in der Hand ziemlich griffig und ergonomisch ausgereift an und die Tinte fließt sehr leicht aus der Spitze. Das Gefühl entspricht fast dem eines guten Füllers. Auch die Stärke der Linie war für mein Schriftbild passend. Allerdings ist der Stift nichts für zu große Hände. Ich habe Handschuhgröße 10 (Large) und fand, dass der Stift noch gut in meiner Hand lag. Personen mit größeren Händen werden evtl. nicht so gut mit diesem Stift klar kommen. Ich konnte allerdings mit diesem Stift schnell viel Text produzieren ohne unter zu starken Ermüdungserscheinungen zu leiden.
Als Ersatz und Alternative nutzte ich auch immer mal wieder Stifte aus der COM4-Gel-Serie. Auch hier war das Schreibgefühl angenehm, wenngleich es eher an dem Gefühl eines Kugelschreibers entspricht (was kein Nachteil sein muss). Vor allem fand ich es vorteilhaft, dass die Tinten bei beiden Stiften nicht schmierte (ganz im Gegensatz zu vielen Füllern und vor allem Kugelschreibern).
3. Rechtschreibung und Textstruktur
Die Handschrift kann man üben, aber meiner Meinung nach nur bedingt verbessern. Klar, man kann überflüssige Schnörkel weglassen und auf eindeutige und einheitlich Buchstaben achten, aber im Grunde bleibt es die eigene Handschrift (es sei denn man bereitet sich über Jahrzehnte auf die Prüfung vor 😉 ).
Was man aber viel schneller ändern kann ist Rechtschreibung und Textstruktur, bzw. auch das gesamte erste Erscheinungsbild des Textes.
Die Rechtschreibung kann man immer verbessern (nicht nur für die Prüfung). Achte schon bei Deinen Probeklausuren darauf. Die Prüfung bietet sich auch dafür an immer wiederkehrende Begriffe zu verwenden. Sorge dafür, dass diese Begriffe und Floskeln in der Formulierungshilfe korrekt sind, insbesondere, wenn Du nicht in Deiner Muttersprache schreibst.
Außerdem: Mache Absätze, nutze Unterstreichungen (am besten mit Lineal!), wähle eindeutige und einleuchtende Nummerierungen und lasse ordentlich Platz zwischen den Absätzen.
Ich empfehle grundsätzlich immer mindestens eine Zeile auf dem Prüfungspapier frei zu lassen. Das sieht sauberer aus und erlaubt es bei Bedarf noch eine Ergänzung leserlich einzufügen.
Wenn Du etwas streichen musst, mache keine „Streichorgie“ daraus. Zur Not nimm Tipp-ex. Ich bevorzuge hierbei übrigens diese Tipp-Ex-Roller, bei denen man einzelnen „Bahnen“ abrollen kann, nicht das flüssige Mittel welches diese millimeterdicke Kruste erzeugt.
Und bitte, bitte! Schreibe nicht erneut auf die mit Tipp-Ex gelöschten Flächen.
Im Zweifel sollte man den Abschnitt lieber neu schreiben.
Lege Dir lieber ein eindeutiges System zu, mit dem Du bei Bedarf Ergänzungen und Ersetzungen deutlich machst. z.B.:
<-> (Ergänzung auf Seite XX)
anfügen an der Stelle, die ihr ergänzen wollt und schreibt dann den Absatz auf ein Extrablatt z.B. so:
<Ergänzung von Seite XX: Außerdem ist im weiteren Merkmal XXX … >
Oder, wenn es nicht zu viel Text ist, dann schreibe es einfach nochmals neu.
4. Satzstellungen und Sprache
Wer viel am Computer schreibt, gewöhnt sich schnell an, dass sich Sätze auch im Nachhinein korrigieren lassen. Am Computer kann man erst einmal seine Gedanken in Rohfassung hinschreiben, dann durchlesen, korrigieren, umstellen, teilweise neu schreiben und umformulieren.
Bei handschriftlicher Arbeit muss dies alles schon vorher passieren. Insofern ähnelt die Erstellung eines handschriftlichen Textes eher der Arbeitsweise beim Diktieren. Hier kann man auch nur schwer einen nachträglichen Satz korrigieren (allerdings kann man ihn schnell neu aufsprechen). Wer aber gelernt hat in einfachen Sätzen ohne große Unterbrechungen zu diktieren, der wird sich auch bei der handschriftlichen Anfertigung von Texten leichter tun.
Folgende Regeln sollte man daher beachten:
- Standardsätze und -begriffe verwenden (Deine prosaischen Variationen kannst Du Dir für Deinen nächsten Roman aufheben)
- Kurze Sätze verwenden
- Einfache Sprache verwenden
- Passende und einheitliche Fachausdrücke
- Abkürzungen sparsam und einheitlich verwenden und am Anfang in der Einleitung definieren (nicht in der gleichen Klausur verschiedene Abkürzungen „SdT“, „ST“ und „SdTech“ für den gleichen Fachausdruck „Stand der Technik“ verwenden)
Hier der Beitrag zum Anhören: