Gerade die Lerntypen, die zur „Aufschieberitis“ oder Prokrastination neigen, kennen das: Man sieht sich einer Aufgabe gegenüber und kann sich einfach nicht überwinden mit dieser zu beginnen. Man verschiebt den Beginn der Aufgabe immer weiter in die Zukunft und irgendwann bricht das große Chaos aus, weil die Prüfung schon bald bevor steht.
Dieses Vermeidungsverhalten ist auch ganz natürlich: Unser Körper will sich vor unangenehmen Aufgaben – und die Vorbereitung auf eine Prüfung zählt zweifellos dazu – schützen.
Routine hilft!
Um die Anfangsschwelle des „Loslegenmüssens“ zu überwinden hilft es häufig „Alltagstrigger“ zu nutzen. Was meine ich damit?
Nun, überlege mal, wie Deine morgendliche Aufstehroutine aussieht. Aufstehen, Duschen, Zähneputzen, Frühstücken, etc. Das alles läuft bei den Meisten so automatisch ab, dass man kaum noch darüber nachdenkt. Und das ist gut so, denn würde man jedes Mal neu anfangen über den Sinn des Zähneputzens nachzudenken, dann könnte es sehr schnell passieren, dass man diese Aufgaben auslässt oder in Frage stellt.
Umso weniger das (bewusste) Gehirn über Tätigkeiten nachdenken muss, umso weniger Chancen gibt es, dass sich hier Widerstände aufbauen, die zur Prokrastination führen können.
Das Tolle ist, dass wir diese Routinen nutzen können um auch neue Aufgaben, wie z.B. regelmäßiges Lernen, ebenfalls zu einer Routine werden zu lassen.
Wenn ich zum Beispiel festlege, dass ich jedes Mal nach meinem Nachmittagskaffee eine halbe Stunde EQE-Aufgaben löse, dann verknüpfe ich die etablierte Routine des Kaffeetrinkens mit dem neuen Verhalten des nachmittäglichen Lernens. Das Kaffeetrinken wird so zum „Trigger“ für ein neues Verhalten, welches mit der Zeit ebenfalls zur Routine wird.
Natürlich muss man dieses neue Verhalten eine Weile beibehalten, damit es zur Routine wird, aber nach einiger Zeit stellt man fest, dass man (fast) nicht mehr über diesen Punkt nachdenkt.
Auf diese Weise kannst Du – allerdings immer in kleinen Schritten – ein umfangreiches Lernroutine-Programm aufbauen, dass durchaus mehrere Stunden umfassen kann.
10 Minuten-Trick
Der 10 Minuten-Trick ist ein Trick mit der Du die Hürde zum Anfang einer Arbeit überwinden kannst. Er funktioniert so: Du machst ein Versprechen mit Dir selbst, dass Du die vorliegende Aufgabe 10 Minuten lang konzentriert ausführen willst. Nach Ablauf der 10 Minuten darfst Du die Aufgabe jederzeit wieder beenden. Dazu kannst Du Dir gerne einen Timer oder ähnliches setzen, allerdings ohne das bei Ablauf der Zeit ein Signal zu hören ist.
Der Trick basiert auf der Erkenntnis, dass wenn Du erst einmal 10 Minuten mit einer Aufgabe beschäftigst bist, Du häufig erkennst, dass Du gute Fortschritte machst und es Dir gar nicht mehr so viel ausmacht, einfach weiter zu machen, bis die Aufgabe zu einem sinnvollen Ende geführt wurde.
Das erstaunliche dabei ist, dass der Trick funktioniert obwohl Du weißt, dass Du Dich gerade selbst austrickst!
Denn wenn erst einmal die Bücher ausgepackt sind, man erst einmal die ersten Prüfungsfragen nachgeschlagen und beantwortet hat, dann ist es gar nicht mehr so schlimm noch eine und noch eine weitere Aufgabe zu lösen.
In vielen Fällen wirst Du dann beim Blick auf die Uhr nach einer Weile überrascht feststellen, dass eigentlich schon viel mehr Zeit vergangen ist als die zehn Minuten, die Du Dir ursprünglich zugestanden hast.
Der „zehn-Minuten“-Trick hilft auf diese Weise sehr einfach über die Anfangsschwelle des „Loslegenmüssens“ hinweg.
Kenne Deine Tageszeiten
Es gibt Morgenmuffel und Frühaufsteher. Und es gibt auch über den Tag verteilt Phasen in denen man mehr Energie für Aufgaben aufwenden kann, als zu anderen Zeiten.
Daher ist es wichtig sich selbst zu kennen und den Tagesablauf entsprechend zu gestalten.
Es macht einfach keinen Sinn, wenn Du als Morgenmuffel Dir vornimmst jeden Morgen vor der Arbeit zwischen 5 und 7 Uhr zu lernen. Selbst wenn objektive Umstände, z.B. das Haus ist ruhig, die Familie schläft noch, auf der Arbeit passiert noch nicht viel, ideal zum Lernen geeignet scheinen. So früh morgens wirst Du nicht die Leistung bringen können, die Du brauchst.
Da ist es sinnvoller z.B. abends nach dem Abendbrot noch 2-3 Stunden in einem ruhigen Lernraum zu verbringen.
Außerdem unterscheiden sich die Aufgaben ja auch. Vielleicht fällt es Dir leichter vormittags aktiv Prüfungsaufgaben zu lösen, während Du nachmittags lieber Kommentare zu Rechtsfragen liest.