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10+1 Regel für den richtigen Mindset

Neben der fachlichen Vorbereitung ist die richtige Einstellung, also der richtige „Mindset“ eine wichtige Voraussetzung zum Bestehen der EQE.

Folgende 10 Regeln sollen Dir dabei helfen, diesen richtigen Mindset zu erreichen:

1. Nimm‘ die EQE nicht auf die leichte Schulter

Ich habe einige Prüflinge bei der EQE kennengelernt, die nahezu unvorbereitet an der Prüfung teilnahmen. Der modulare Aufbau und die Möglichkeit die EQE so oft zu schreiben, wie es einem beliebt (und man bezahlen möchte), verführt dazu „Probeschüsse“ abgeben zu wollen.

Ich kann nur jedem raten: Tu das nicht!

Nehmen wir an, Du hast wirklich Glück und bestehst einen Teil auf Anhieb. Dann hast Du immer noch nicht gelernt worauf es bei der EQE ankommt und wirst Dir bei den anderen Teilen entsprechend schwerer tun.

Dann kann es nämlich leicht passieren, dass Du nicht begreifen kannst, warum Du z.B. Teil A auf Anhieb bestanden hast, Teil B, C und D aber einfach nicht gelingen wollen.

Nur die wenigstens gestehen sich in dieser Situation ein, bei dem einen Teil einfach nur Glück gehabt zu haben.

Sie lernen dann häufig auch für die anderen Prüfungen nur halbherzig. Ein Mal hat es doch ganz ohne Vorbereitung geklappt, dann werden die anderen Teile doch mit halbherziger Vorbereitung erst recht klappen, oder?

Mach‘ bitte diesen Denkfehler nicht!

Viel wahrscheinlicher ist ohnehin, dass Du keinen der Prüfungsteile ohne Vorbereitung auf Anhieb schaffst. Schnell ist man dann ein weiteres Mal durchgefallen und kann sich auf diese Weise eine Prüfungsangst vor der EQE „antrainieren“.

Außerdem wird die Vorbereitung auf die EQE mit jeder Prüfung schwerer, nicht leichter.

Warum?

Weil Du die wertvollsten Materialien zur Vorbereitung auf die Prüfung mit der Zeit verbrauchst: Die kommentierten Prüfungen aus den Vorjahren.

Nur diese alten Prüfungen erlauben einen Test unter „Realbedingungen“ und eine gute Selbstkontrolle anhand der Musterlösungen und Prüferkommentare.

Wenn Du einmal eine alte Prüfung geschrieben hast, dann wirst Du Dich auch nach einem Jahr noch an wichtige „Knackpunkte“ der Lösung erinnern und somit nicht mehr unter echten Realbedingungen schreiben können.

Vergiss hierbei auch nicht, dass eigentlich nur die Prüfungen aus den letzten 4-5 Jahren sinnvolle Beispiele zur Vorbereitung darstellen, da die früheren Teile sowohl für andere Prüfungsbedingungen, als auch unter anderen gesetzlichen Vorgaben gestaltet worden sind.

So hat sich z.B. der C-Teil seit 2012 um eine Stunde verkürzt und die gesetzlichen Regeln zum Anmelden von z.B. Teilanmeldungen haben sich in den letzten Jahren geändert.

Also gilt: Gib‘ gleich von Anfang an Vollgas und schreibe die Prüfung immer mit dem Ziel um zu bestehen!

2. „Überakademisiere“ nicht die EQE

Es gibt natürlich auch den umgekehrten Weg: Manche Prüflinge neigen dazu die Prüfung zu einer Wissenschaft zu machen.

Es ist jedoch meine große Überzeugung, dass es besser ist, für sich eine Lösung zu finden, mit der man auch unter Stressbedingungen stabile 60% der Punkte erreicht, anstatt die 100%-Lösung anzustreben.

Natürlich sollte man sich ordentlich vorbereiten und auch sonst jeden (legalen!) Trick nutzen, der einem beim Bestehen der Prüfung hilft (z.B. „niedrig hängende Früchte“ einsammeln), dazu braucht man aber nicht das gesamte EPÜ und den PCT auswendig zu lernen oder auch noch die letzte T-Entscheidung auf Anhieb zu wissen.

Das ist der falsche Weg und verschwendete Energie.

Zielführender ist es auf ausreichend detaillierte Formulierungshilfen, Mindmaps und Checklisten zu setzen und einen guten Werkzeugkasten zu besitzen. Außerdem sollte man sich ein gutes Zeitmanagement für die Prüfung zulegen.

3. Vorbereitung ist die halbe EQE

Eine gute Vorbereitung sorgt dafür, dass Du eben nicht alle Entscheidungen und Gesetzestexte auswendig lernen musst, sondern dass Du sie im Zweifel möglichst schnell finden kannst.

Daher sollte man sich bei seiner Vorbereitung vor allem drauf konzentrieren wiederkehrende Muster zu entdecken, in Formulierungshilfen, Mindmaps und Checklisten zu sammeln und auf diese Weise die maximalen Punkte mitzunehmen.

Um so mehr die Zeit ein limitierender Faktor ist, um so detaillierter sollte hierbei die Vorbereitung sein.

Schäme Dich daher nicht detaillierte Checklisten á la „Erst die Socken, dann die Hose und zuletzt die Schuhe anziehen und schnüren“ zu schreiben.

4. Kenne das Bewertungsschema

Mit diesem Punkt meine ich, dass Du wissen solltest, auf was es die meisten Punkte in den jeweiligen Teilen gibt. Wenn ich weiß, dass ich in Teil A (Chemie) zwischen 70 – 85% der Punkte für einen erteilbaren Anspruchssatz bekomme, dann weiß ich, dass ich auch 70 -85% meiner Zeit hierfür aufwenden werde und nicht meine Zeit mit anderen Aufgaben verschwende.

Wenn ich dann noch weiß, dass ich Null (!) Punkte auf einen Anspruch bekomme der nicht neu ist, dann werde im Zweifel eher einen zu engen Anspruch schreiben, der vielleicht nur 80% der maximalen Punkten bekommt.

Ähnliche Strategien gelten natürlich auch für die anderen Teile. So entspricht in Teil D der kürzere Teil dem früheren DI-Teil und es werden ca. 40 Punkte für diesen Teil vergeben. Also sollte man nicht mehr als 2 der insgesamt 5 Stunden für diesen Teil verwenden. Außerdem bedeutet es, dass man ca. 3 Minuten pro Punkt veranschlagen sollte. Das heißt, wenn ich eine 6 Punkte-Frage habe, dann werde ich maximal 18 Minuten der Beantwortung dieser Frage widmen. Ist die Zeit um, dann gehe ich weiter zur nächsten. Sollte ich am Ende noch Zeit haben, kann ich ja wieder zur Frage zurückkehren.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass für jeden Prüfungsteil gilt, dass man sich vorher eine Punktestrategie zurechtlegen muss.

5. Sammle die leichten Punkte auf, wo immer sie zu finden sind

Abgesehen davon, dass man wissen muss wo die „größten Früchte“ der Prüfung hängen, sollte man auch wissen, welche „niedrig hängende Früchte“ man leicht, gewissermaßen „im Vorbeigehen“ einsammeln kann.

So gilt: „Big fruits first!; and little, but easy fruits, second!“.

Hier hilft auch wieder eine gute Vorbereitung. Wenn ich weiß, dass ich durch einfaches Ausschneiden und Aufkleben sowie einiger Standardsätze aus meiner Formulierungshilfe in wenigen Minuten eine Beschreibung in Teil A anfertigen kann, die große Chancen hat bis zu 15 Punkten zu bekommen, dann nehme ich diese Punkte doch gerne mit.

Diese Regel ist natürlich bei allen Teilen anwendbar.

In diesem Zusammenhang hat auch das Sprichwort: „Der Weg ist das Ziel.“ eine wichtige Bedeutung.

Denn nur allzu oft ist man in der Prüfung voller Freude den Knackpunkt der Fragestellung erkannt zu haben und stürmt auf diese Lösung zu, ohne zu erkennen, dass man auf dem Weg dorthin, z.B. einfach indem man nicht zutreffende Alternativen (kurz!) anprüft oder ein gesetzliche Regelung richtig zitiert, viele wertvolle Punkte auf der Strecke lässt.

Also gewöhnt euch früh an nicht nur die Frage zu beantworten, sondern auch den formalen Weg so zu beschreiten, wie es vom EPA erwartet wird. Manchmal reicht es schon die richtigen Stichworte oder Standardfloskeln zu verwenden um wichtige Punkte zu sammeln.

Hatte ich schon erwähnt, dass Checklisten, Mindmaps und/oder Formulierungshilfen hier wertvolle Begleiter sind (;-)?

6. Kenne den Prüfer

Hand in Hand mit Regel 5 geht diese Regel: Versetzt euch mal in die Lage des Prüfers. Der muss dutzende Prüfungsarbeiten bewerten. Meist in schlechter Handschrift geschrieben und evtl. noch in einer Fremdsprache. Dazu hat er dann eine Musterlösung zur Hand mit der er nun auf „Punktesuche“ in Deiner Arbeit geht, vielleicht die zwölfte an diesem Tag.

Mach es dem Prüfer leicht diese Punkte zu finden!

Dass heißt nicht nur möglichst deutlich und strukturiert schreiben, sondern auch Standardausdrücke, eindeutige Abkürzungen, einheitliche Zitierungen, Stichworte, Paragraphen, etc. zu verwenden.

Dein Ziel muss es sein die Punkte, die der Prüfer auf seiner Checkliste oder Musterlösung hat, möglichst wörtlich zu treffen.

7. Nutze die alten Prüfungsarbeiten perfekt aus

Die alten Prüfungsarbeiten sind „Gold“. Daher verbrauche sie nicht halbherzig. Ich würde empfehlen so viele Prüfungsaufgaben der letzten fünf Jahre wie möglich mit perfektem Werkzeugkasten und unter „Realbedingungen“ zu schreiben.

„Realbedingungen“ bedeutet hierbei: Feste Zeit, keine Hilfsmittel, die in der Prüfung nicht erlaubt wären, keine Pausen, keine Ablenkung, keine Schummelei, etc.

Gehe aber noch einen Schritt weiter: Analysiere nach dem Schreiben die Prüfung und die Rahmenbedingungen kritisch:

  • Hat die angewandte Technik funktioniert?
  • Wo hast Du unnötige Zeit verloren?
  • Wo hast Du unnötige Punkte verspielt?
  • Wie hättest Du Dir helfen können, schneller und besser die richtige Lösung zu finden?
  • Hättest Du bestanden?

Es ist auch eine gute Idee Deine Arbeit von einem Freund in Deiner Lerngruppe korrigieren zu lassen. Es kostet erst einmal ein wenig Überwindung, aber Du wirst erstaunt sein, wo Du Abzüge bekommst, obwohl Du glaubst doch alles genauso geschrieben zu haben.

Aus den genannten Gründen solltest Du Dich also erst einmal darauf konzentrieren gute Unterlagen und Werkzeuge zu erstellen. Übe vielleicht erst einmal mit konstruierten Teilen, Fragestellungen aus der Übungsliteratur oder zeitlich weiter zurückliegenden Prüfungsaufgaben (vor 2009), um ein Gefühl für die Aufgaben zu bekommen und gehe erst dann die echten Prüfungen an.

Es gilt also: Hole das Maximum aus den alten Prüfungsaufgaben heraus!

8. Plane genügend Vorbereitungszeit ein

Ein C- oder D-Teil dauert 5 Stunden. Unter Realbedingungen ist mit Vorbereitung und Nachkorrektur somit schnell ein ganzer Arbeitstag weg.

Selbst A und B-Teile sind mit ihren 3,5 und 3 Stunden nicht wirklich kurz (wenn man noch ca. 1-2 Stunden Vor- und Nachbereitung mit einrechnet).

Man braucht also allein zum Schreiben der Prüfungsarbeiten viel Zeit. Hinzu kommt natürlich die allgemeine Vorbereitung. Um „Part I – Basic Questions for Paper D“ der DeltaPatents durchzuarbeiten, habe ich ca. 14 volle Tage am Stück gebraucht (ca. 6-8 Stunden am Tag). Für „Part II“ nochmals so lange. Inzwischen sind die beiden Teile übrigens in einem Teil zusammengefasst. Es wird aber ähnlich lang dauern diesen Band durchzuarbeiten.

Last but not least, musst Du natürlich auch die Zeit für die Ausarbeitung der Hilfsmittel, wie z.B. Formulierungshilfen und Checklisten mit einrechnen.

Kurz: Die EQE braucht viel Zeit zur Vorbereitung!

Nimm‘ Dir also genügend Zeit und glaube nicht, dass Du das leicht am Feierabend und an ein paar Wochenenden erledigen kannst.

Plane lieber ein bis zwei Urlaube ein und nutze diese Auszeit konsequent zum Lernen.

Wenn Du nicht genug Zeit hast in einem Jahr alle Teile vorzubereiten, dann konzentriere Dich lieber auf einen oder zwei Teile, anstatt zu versuchen die Zeit auf alle Teile aufzuteilen. Schütze Dich hier vor falsch verstandenem Ehrgeiz.

Wenn Du mir nicht glaubst, dann frage mal andere erfolgreiche Absolventen. Du wirst feststellen, dass in den meisten Fällen diejenigen, die auf Anhieb alle Teile bestanden haben, diejenigen sind, die sich genügend Zeit zur Vorbereitung nehmen konnten.

Natürlich ist der Zeitaufwand individuell unterschiedlich. Vielleicht hast Du das perfekte fotographische Gedächtnis und kannst Dir ein 500-Seiten-Lehrbuch an einem Wochenende einprägen. Aber selbst dann wirst Du allein für das Schreiben der Übungsklausuren unter Realbedingungen einiges an Zeit einplanen müssen.

Es gilt also: Nimm‘ Dir genügend Zeit und plane lange im Voraus.

9. Kenne die Prüfungsatmosphäre

Die Prüfung selbst ist, trotz aller Vorbereitungen unter Realbedingungen noch einmal etwas sehr Spezielles.

Inzwischen habe ich eine Übersicht über alle Prüfungsorte erstellt, die Du Dir durchlesen solltest.

Warum ist das so wichtig, sich auch mit dem Prüfungsort zu beschäftigen?

Nun, man befindet sich in einer Situation, in der man ohnehin aufgeregt sein wird. Hier sollte man versuchen, jeden unnützen zusätzlichem Stress zu vermeiden. So sollte man sich z.B. darauf einstellen:

  • Das Ende Februar/Anfang März Schnee in München liegen kann und dann die Anfahrt zum Prüfungszentrum dreimal länger dauert als geplant.
  • Die Strassenbahn Verspätung hat.
  • Man im Stau steht oder keinen Parkplatz findet.
  • Der Prüfungsraum zu kalt oder zu warm ist.
  • Dass es im Prüfungsraum laut ist (Ohropax Soft 10 St.).
  • Dass man nach einigen Stunden in der Prüfung Hunger bekommt und etwas essen (Bananen und Traubenzucker) und trinken (Wasser, Kakao) möchte.
  • Der Tisch zu klein ist (Ablagemöglichkeiten nutzen wie z.B. mit Hängemappen-Transportbox oder Spacebox mit 5 Schübenund Ordnung schaffen).
  • Man die Wanduhren nicht von jedem Platz aus sehen kann, etc.

Es gilt also: Sei auch für diese Eventualitäten vorbereitet!

10. Bilde eine Lerngruppe

Ja, ich weiß, manche lernen lieber alleine. Und in einer frühen Phase, in der man sich erst einmal mit allem vertraut macht, ist es sinnvoll erst einmal alleine zu lernen.

Aber besonders für die gegenseitige Kontrolle der alten Prüfungen, dem Gegenlesen der vorbereiteten Checklisten und Materialien, dem Verständnis bestimmter Techniken und nicht zuletzt der gegenseitigen Motivation ist eine Lerngruppe unverzichtbar.

Nur so erkennst Du Dinge oder Probleme, die Du alleine vielleicht nie beachtet hättest.

Es geht hier auch darum, die eigene Komfortzone zu verlassen.

Denn nach einigen Monaten alleinigem Lernen fängt man an es sich „einzurichten“ und sich einzureden, dass man alles drauf hat. Erst der Kontakt mit anderen bringt einen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Allerdings sollte die Lerngruppe auch nicht zu groß sein. Es muss noch eine ordentliche Diskussion gewährleistet sein, ohne ins Unerhebliche abzuschweifen.

Ich denke, dass nicht mehr als 2-4 Personen eine Lerngruppe bilden sollten.

Außerdem müssen die Personen natürlich auch charakterlich und in ihrem Lerntempo zueinander passen.

Dennoch denke ich: Eine Lerngruppe ist eine wertvolle externe Kontrolle der eigenen Leistungsfähigkeit und eine sehr gute Motivationsquelle.

Bonus: 11. Verlasse Dich nicht auf die Kommentare

Klar, ein guter Kommentar (wie z.B. der Kley-Kommentar zum EPÜ 2000) stellt übersichtlich alle Regeln, Richtlinien und Entscheidungen zu einem Thema dar und erlaubt so die souveräne Beantwortung selbst komplizierter Fragen.

Man sollte aber hierbei nicht vergessen, dass die Kommentare und Übungsfragen immer anhand der zurückliegenden Prüfungen überarbeitet und angepasst werden.

Kein Wunder also, dass man selbst exotische Sonderfälle dann im nächsten Jahr in der neuen Ausgabe des Kommentars findet!

Löst man nun die zurückliegenden Prüfungsaufgaben immer erfolgreich mit dem Kommentar, so besteht das Problem, dass man sich bei den zukünftigen exotischen Fragen in der falschen Sicherheit wiegt, dass die Antwort schon im Kommentar zu finden sein wird.

In der echten Prüfung werden aber, wie gesagt, immer wieder auch neue Fragen und Fallkonstellationen präsentiert, die sich so nicht ohne weiteres in der Sekundärliteratur finden lassen.

Die Lösung kann also nur lauten, dass man immer auch die „Primärliteratur“ also vor allem neue Entscheidungen und Mitteilungen im Amtsblatt verfolgen und ggf. den Kommentar entsprechend ergänzen sollte, um auch auf solche Eventualitäten vorbereitet zu sein.

Siehe auch mein Kapitel Literatur.